[Erweiterte Fassung von Stefan Albrecht: Historisches Seminar Mainz. Abteilung für Osteuropäische Geschichte. In: PHIOS (2003) 1, S. 9-10.]
Der Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte wurde gleichzeitig mit der Mainzer Universität am 22.5.1946 als Extraordinariat gegründet, das der vormals an der Universität Königsberg tätige Professor Dr. Werner Philipp vertrat. 1949/50 entstand daraus ein Institut für Osteuropakunde, das außer der Geschichtswissenschaft auch der slawischen Philologie dienen sollte. Nach Werner Philipps Berufung nach Berlin 1952 übernahm Margarete Woltner das Institut, die zuvor Lehrbeauftragte für Slawische Philologie in Mainz war und den Lehrstuhl 1952 vertreten hatte. Auch sie wurde bald wegberufen und ging 1953/54 nach Bonn. Nach langjähriger Vakanz wurde 1955/56 der Slawist Friedrich Wilhelm Neumann aus Hamburg berufen, der dem Institut für Osteuropakunde vorstehen sollte. Das Institut gliederte sich seit 1956 in zwei Abteilungen, die Abteilung für Slawistik und die Abteilung für Osteuropäische Geschichte. Da die Abteilung für Slawistik den ursprünglichen Lehrstuhl besetzte, erhielt die Abteilung für Osteuropäische Geschichte das Extraordinariat für Abendländische Religionsgeschichte, das 1955 vakant geworden war. Dieses Extraordinariat vertrat kurzzeitig Herbert Ludat, der aber bald nach Gießen ging. Nach ihm leitete den Lehrstuhl und die Abteilung für lange Zeit - von 1957 bis 1984 - Gotthold Rhode. 1962 zum ordentlichen Professor ernannt, prägte und gestaltete er den Aufbau des Instituts, das seit 1968 im Philosophicum (Welderweg 18) untergebracht ist.
1973 wurde das Institut für Osteuropakunde aufgelöst und seine beiden Abteilungen zu selbständigen Instituten erhoben. Der Personalstand erhöhte sich von 1959 von einem Assistenten auf 1965 zwei Assistenten. Diese beiden Assistenturen waren lange Zeit mit Dr. Gerhard Wagner und Dr. Ulrich Haustein besetzt. 1985 wurde eine weitere Mitarbeiterstelle geschaffen. Nach der Pensionierung apl. Prof. Dr. Hausteins verfügte das Institut über eine Assistentenstelle, eine Akademische Ratsstelle und eine halbe Mitarbeiterstelle, die vor allem für die Bibliotheksverwaltung vorgesehen ist.
1985 - 2002 übernahm Erwin Oberländer die Institutsleitung, unter dem das Institut 2002 in eine Abteilung des Historischen Seminars umgewandelt wurde. Der wissenschaftliche Schwerpunkt der Abteilung für Osteuropäische Geschichte lag ursprünglich auf dem Gebiet der russischen Geschichte, seit Prof. Rhode wurde auch die Geschichte Polens sowie Rumäniens verstärkt erforscht und gelehrt. Prof. Oberländer knüpfte an die Traditionen an, legte aber auch ein Schwergewicht auf die baltische Geschichte, was 1990 in dem Abschluß eines Kooperationsvertrages mit der Universität Riga gipfelte. Somit findet sich in der Bibliothek Literatur vor allem zur Geschichte Rußlands - mit einer Abteilung für die Geschichte des asiatischen und amerikanischen Rußlands, zur Geschichte Polens und des Baltikums. Sie umfaßt heute etwa 30 000 Bände und hält außerdem über 70 Periodika.
In der Zeit der Vakanz nach der Pensionierung Prof. Oberländers wurde der Lehrstuhl für ein Semester von Prof. E. Opalinski aus Warschau vertreten, der im Rahmen des Schwerpunkts Polen der Johannes Gutenberg-Universität eingeladen wurde.
Seit dem 1. Mai 2003 leitet Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber aus Kiel die Abteilung.
+ + +
Eine neuere Darstellung der Geschichte Abteilung, eingebunden in die Entwicklung des Faches Geschichte, finden Sie bei Katja Wojtnowski: Das Fach Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 1946-1961. Stuttgart 2006 (= Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz. Neue Folge. Band 4).
+ + +
Im Zuge der Eingliederung des Instituts für Alte Geschichte in das Historische Seminar erfolgte am 17.02.2010 die Umbenennung der Abteilung für Osteuropäische Geschichte in den Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars der Universität Mainz.