23.11.2010, 18:15 Uhr, Hörsaal P5 (Philosophicum): Prof. Dr. Heinz-Jürgen Axt (Duisburg): Griechenland in der Schuldenfalle - Gefahr für den Euro?
Am 20. Oktober 2009 gab der neu gewählte Ministerpräsident Georgios Papandreou bekannt, dass Griechenlands Staatsverschuldung dramatische Ausmaße angenommen hatte: Statt der im Rahmen der Europäischen Währungsunion maximal zulässigen Verschuldung des Staatshaushalts in Höhe von 3% des Bruttoinlandsprodukts musste der Ministerpräsident bekennen, dass das Defizit „mehr als 12%“ im Jahr 2009 erreichen werde. Griechenland verlor massiv an Vertrauen. Obwohl die EU-Verträge die Übernahme von Schulden der Partnerstaaten ausdrücklich untersagen, fanden sich die EU-Staaten schließlich doch bereit, Griechenland mit einem finanziellen Rettungsschirm von sage und schreibe 110 Mrd. Euro beizustehen. Bange Fragen taten sich auf: Wird Griechenland seine Schulden abbauen können? Welche Folgen hat der Sanierungsplan für die Bevölkerung? Und was wird aus dem Euro?
Heinz-Jürgen Axt ist Universitätsprofessor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt europäische Integration und Europapolitik an der Universität Duisburg-Essen, er ist Inhaber eines Jean Monnet-Lehrstuhls, Leiter der Jean Monnet-Forschungsgruppe, Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft, München, Leiter der Zweigstelle Duisburg der Südosteuropa-Gesellschaft, Mitglied im Vorstand des Zentrums für Türkeistudien, im International Advisory Board der „Cyprus Review“ und im Advisory Board des Turkish Institute for Security and Democracy (TISD), Washington D.C., Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Kölner Forums für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik e.V. (KFIBS).
Zahlreiche Monographien, herausgegebene Werke und Artikel zu folgenden Themen: europäische Integration, EU-Erweiterung, EU-Strukturpolitik, Südosteuropa mit den Schwerpunkten Griechenland, Zypern, Türkei, westlicher Balkan; zur aktuellen Entwicklung Griechenlands Beiträge in den Zeitschriften „Südosteuropa“, „Südosteuropa-Mitteilungen“, „Hellenika“, „Exantas“.
Veranstalter: Zweigstelle Mainz der Südosteuropa-Gesellschaft, Deutsch-Griechische Gesellschaft, Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars der Universität Mainz sowie das Studium generale der Universität Mainz.
Das Ankündigungsplakat zur Veranstaltung finden Sie hier: Vortrag_Axt.pdf.
07.12.2010, 18:15 Uhr, Raum 01-718 (Philosophicum): Dr. Zrinka Štimac (Bielefeld): Religionsvermittlung und postkommunistische Modernisierung. Konzepte religiöser und säkularer Akteure im multireligiösen Bosnien und Herzegowina
Drei Elemente haben maßgeblich die religiöse Landschaft und die Frage nach der Religionsvermittlung in den letzten 15 Jahren in Bosnien und Herzegowina geprägt: die kommunistische Vergangenheit, die prekäre gesellschaftliche Nachkriegssituation und die Präsenz der internationalen Gemeinschaft. Unter diesen Wirkprinzipien haben sich die Islamische Gemeinschaft, die Katholische Kirche und die Serbische Orthodoxe Kirche zusammengeschlossen, um eine eigene Position in der öffentlichen Sphäre über den konfessionellen Religionsunterricht zu definieren. Auf der anderen Seite hat sich die OSZE in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut für einen säkularen Zugang zu Religion im Bildungssegment stark gemacht. Was für Konzepte von Pluralität und Religion sowie von Modernisierung können aus der Gesetzgebung, den Curricula, Schulbüchern und verschiedenen Argumentationen herausgelesen werden? Welchen gesellschaftlichen Beitrag leisten die jeweilige Institution und Organisation und welche Auswirkung kann dieser Beitrag auf die gesellschaftliche Kohäsion haben?
Zrinka Štimac, Dr. phil., hat Englische Sprache und Literatur, Religionswissenschaften und Kulturwissenschaft an den Universitäten Sarajevo und Hannover studiert. An der Universität Jena hat sie im Rahmen des Graduiertenkollegs 1412 „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit am „Centrum für Religiöse Studien“ und am Seminar für Allgemeine Religionswissenschaft der Universität Münster ist sie derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Center for the interdisciplinary research on religion and society (CIRRus) der Universität Bielefeld.
Themenbezogene aktuelle Publikationen (Auswahl): Interreligiöses Lernen in den neuen Medien. Eine empirische Bestandsaufnahme, in: Praktische Religionswissenschaft. Ein Handbuch für Studium und Beruf. Hg. Udo Tworuschka. Köln u.a. 2008, 276-286; Islamische Religionstradierung im Kontext der EU-Integration und Bildungsreform in Bosnien und Herzegowina, in: Islam und Muslime in (Südost-)Europa. Kontinuität und Wandel im Kontext von Transformation und EU-Erweiterung. Hg. Christian Voß und Jordanka Telbizova Sack. München 2009, 101-124; Auseinandersetzungen um den Religionsunterricht und die Bildungsreformen in Bosnien und Herzegowina. In: Land-Bericht. Sozialwissenschaftliches Journal, Heft 2, 2010, 26-45.
Veranstalter: Zweigstelle Mainz der Südosteuropa-Gesellschaft, Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars der Universität Mainz sowie das Studium generale der Universität Mainz.
Das Ankündigungsplakat zur Veranstaltung finden Sie hier: Vortrag_Stimac.pdf.