Sommersemester 2010

29.6.2010, 18.15 Uhr, Raum 01-718 (Philosophicum), Bogdan-Petru Maleon (Conf. univ. Dr.): Political non-Capital Punishments in the Byzantine Custom. The Case of the Romanian Medieval Principalities.

Within the Byzantine Empire the penalties for political offence illustrated the changes at ideological level produced under the impact of Christian faith and oriental influences. The law of Roman origin was adapted to the new realities, and executions were replaced with various physical punishments, among which mutilations were the most important. Walachia and Moldavia adopted Byzantine law, but custom was referred to in procedural practice, which left the princes as autocratic sovereigns great freedom in terms of sentencing. Thus, Romanian medieval society preserved a series of legal practices of Byzantine tradition in full modernity. Mutilation was used for punishing political offences until the 18th century, while beating was practised till the 19th century.

Bogdan-Petru Maleon, Conf. univ. Dr., studied History in Iaşi; lecturer and researcher at the Faculty of History of the University of Iaşi; founding member and since 2007 President of the Society for Historical Studies in Romania. The focal points of his work and research include the church history, as well as the ideology, symbols and rituals of power in the Byzantine and post-Byzantine area.

Related and current publications (selection): Confession and Culture in the Middle Ages. co-editor Iaşi 2004; Secular Clergy in Moldavia, 14th–16th centuries. Iaşi 2007; Ideologies and Representations of Power in Europe. co-editor Iaşi 2009.

Das Ankündigungsplakat zur Veranstaltung finden Sie hier: Maleon.

17.6.2010, 20.00 Uhr, Hörsaal P 2 (Philosophicum) - Kooperation mit dem Fachschaftskino der Fachschaft Geschichte:

Vor dem Regen – Before the Rain
(Eine Geschichte in drei Teilen)
1994, Regisseur Milcho Manchevski

Einleitender Vortrag von Herrn Prof. Dr. Hans-Christian Maner

„Before the Rain“ ist ein Episodenfilm, für den die Jugoslawienkriege in der ersten Hälfte der 1990er Jahre den zeithistorischen Hintergrund darstellen. Mazedonien, dessen Problematik hier im Mittelpunkt steht, blieb zwar davon verschont, nicht jedoch vor ethnischer Gewalt.
Der Film verbindet in den „Fabeln in drei Teilen“ (Manchevski), die in der Reihenfolge in Mazedonien („Worte“), London („Gesichter“) und Mazedonien („Bilder“) spielen, kunstvoll sich tödlich verstrickende Lebensstränge mehrerer Figuren. Die Zeit tritt auf der Stelle. Der Film suggeriert eine Immerwiederkehr der sich im Kreis drehenden Zeit. Alles verbindet sich mit allem, jeder Moment ist gleich wichtig. Es geht dabei nicht „nur“ um den „Balkan“ als Ort von Kriegen, von Vertreibungen, von Blutfehden, oder „nur“ um den mazedonisch-albanischen Konflikt, sondern um die grundlegende Natur des Menschen, die Koexistenz von Gewalt, Nationalismus, Rationalität und Humanität. Vor dem Regen kann man spüren, wie er heraufzieht. Manchevski erzählt von diesem Gespür für Heraufziehendes, für sich ankündigende Erschütterungen, im Gesellschaftlichen wie im Privaten. Die Geschichte verknüpft Altes mit Neuem, das Märchen mit der Reportage, die Ikonen mit den Maschinenpistolen und im Kreislauf der Zeit ergreift sie durchaus Partei.

„Before the Rain“ – eine englisch-französisch-mazedonische Koproduktion, die in synchronisierter Fassung gezeigt wird – ist das Erstlingswerk des in Skopje geborenen Regisseurs Milcho Manchevski (Milčo Mančevski), das zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten hat. Neben markanten Schauspielern, dem bekannten jugoslawischen Darsteller Rade Šerbedžija und der Engländerin Katrin Cartlidge, bietet der Film auch die ausdrucksstarke Musik der mazedonischen Gruppe Anastasia, in der sich byzantinische Traditionen mit orthodoxer Kirchenmusik und volkstümlichen Weisen verbinden.

Ankündigungsplakat: Vor dem Regen - Before the Rain.

06.5.2010, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum), Prof. Dr. Joachim von Puttkamer (Jena): Nationale Schulpolitik in einem vielsprachigen Umfeld. Ungarn 1867-1914
Die ungarische Schulpolitik von 1867 bis 1914 steht bis heute in der Kritik, gilt sie doch als wichtigster Beleg für die sprachliche und kulturelle Unterdrückung der Minderheiten. Als Versuch, die erstmals 1848 offen zutage getretene Brisanz des ungarischen Nationalitätenkonfliktes einzuhegen, ist sie rundum gescheitert. Die Gründe lagen jedoch nicht allein in der Hybris einer verfehlten Assimilationspolitik gegenüber einer nichtmagyarischen Bevölkerungsmehrheit. Vielmehr zeigten sich hier grundlegende Probleme nationaler Staatlichkeit nicht nur im Südosten Europas, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart zu beobachten sind.
Joachim von Puttkamer, Studium der Neueren und Osteuropäischen Geschichte in Freiburg und London; seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; 2006–2009 Sprecher des Graduiertenkollegs „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u. a. Nationalismus und Nationalbewegungen in Ungarn 1790–1918; Staatsgründungen und soziale Reform in Ostmitteleuropa zwischen den Weltkriegen; Geschichte der Habsburgermonarchie 1740–1918; Quellen zur Schulgeschichte Siebenbürgens im 19. Jahrhundert.
Themenbezogene und aktuelle Publikationen (Auswahl): Schulalltag und nationale Integration in Ungarn. Slowaken, Rumänen und Siebenbürger Sachsen in Auseinandersetzung mit der ungarischen Staatsidee, 1867–1914. München 2003 (Südosteuropäische Arbeiten 115); Staat, Loyalität und Minderheiten in Ost¬mittel- und Südosteuropa 1918-1941. Mithg. München 2007 (Buchreihe der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa 39); Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. München 2010 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 38).

Das Ankündigungsplakat zur Veranstaltung finden Sie hier: Puttkamer.pdf.

22.4. 2010, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum), Dr. Anneli Ute Gabanyi (Berlin): Securitate-Staat Rumänien? Geschichte, Lebenswirklichkeit, Aufarbeitung.
Die nach der sowjetischen Besatzung Rumäniens einsetzende Geschichte des Aufbaus geheimdienstlicher Organisationen sowie der darauf folgenden systematischen Überwachung, Terrorisierung und Einschüchterung der Bevölkerung durch die politische Polizei „Securitate“ ist auf das engste mit der gesamtgeschichtlichen Entwicklung Rumäniens zwischen 1944 und 1989 verknüpft. Die Öffnung der rumänischen Archive und der erstmalige Zugang vieler betroffener Bürger zu ihren Überwachungsakten führten zu schockierenden und menschlich enttäuschenden Einsichten. Welche Rolle spielte der Inlandsgeheimdienst in Rumänien im institutionellen Kontext? Welche Personengruppen waren besonders betroffen? Welche Phasen dieser Entwicklung lassen sich abstecken? Wie stellt sich der Prozess der nach 1989 erfolgten Offenlegung und Erschließung der Geheimdienstakten sowie der Zugangsgewährung dazu im Vergleich mit anderen ehemals kommunistischen Staaten Europas dar?
Anneli Ute Gabanyi, Dr. phil. M.A., hat Anglistik und Romanistik an den Universitäten Klausenburg/Cluj-Napoca und München, Komparatistik an der Universität Clermont-Ferrand und Politische Wissenschaften an der University of Southern California, School of International Relations studiert. 1969–1987 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut von Radio Free Europe in München (1984–1987 Leiterin der rumänischen Abteilung); 1988–2000 wissenschaftliche Referentin für Rumänien am Südost-Institut in München und 2001–2007 wissenschaftliche Referentin beim Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Themenbezogene Publikationen (Auswahl): Partei und Literatur in Rumänien seit 1945. München 1975; Die unvollendete Revolution. Rumänien zwischen Diktatur und Demokratie. München 1990; Systemwechsel in Rumänien. Von der Revolution zur Transformation. München 1998; The Ceauşescu Cult. Power Politics and Propaganda in Communist Romania. Bukarest 2000.

Das Ankündigungsplakat zur Veranstaltung finden Sie hier: Gabanyi.pdf.