Prof. Dr. Joachim von Puttkamer (Jena)
Nationale Schulpolitik in einem vielsprachigen Umfeld. Ungarn 1867-1914
Donnerstag, 06. Mai 2010, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)
Die ungarische Schulpolitik von 1867 bis 1914 steht bis heute in der Kritik, gilt sie doch als wichtigster Beleg für die sprachliche und kulturelle Unterdrückung der Minderheiten. Als Versuch, die erstmals 1848 offen zutage getretene Brisanz des ungarischen Nationalitätenkonfliktes einzuhegen, ist sie rundum gescheitert. Die Gründe lagen jedoch nicht allein in der Hybris einer verfehlten Assimilationspolitik gegenüber einer nichtmagyarischen Bevölkerungsmehrheit. Vielmehr zeigten sich hier grundlegende Probleme nationaler Staatlichkeit nicht nur im Südosten Europas, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart zu beobachten sind.
Joachim von Puttkamer, Studium der Neueren und Osteuropäischen Geschichte in Freiburg und London; seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; 2006–2009 Sprecher des Graduiertenkollegs „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u. a. Nationalismus und Nationalbewegungen in Ungarn 1790–1918; Staatsgründungen und soziale Reform in Ostmitteleuropa zwischen den Weltkriegen; Geschichte der Habsburgermonarchie 1740–1918; Quellen zur Schulgeschichte Siebenbürgens im 19. Jahrhundert.
Themenbezogene und aktuelle Publikationen (Auswahl): Schulalltag und nationale Integration in Ungarn. Slowaken, Rumänen und Siebenbürger Sachsen in Auseinandersetzung mit der ungarischen Staatsidee, 1867–1914. München 2003 (Südosteuropäische Arbeiten 115); Staat, Loyalität und Minderheiten in Ost¬mittel- und Südosteuropa 1918-1941. Mithg. München 2007 (Buchreihe der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa 39); Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. München 2010 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 38).