(Bild: Catharina Raissa Strokowsky)
Der Legende nach wurde Bukarest von einem Schafhirten namens Bucur gegründet, der vor langer Zeit am Ufer des Flusses Dâmbovița eine kleine Kirche errichtet haben soll. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im 15. Jahrhundert in einem Schriftstück des sagenumwobenen Woiwoden Vlad Țepeș (deutsch „der Pfähler“), dem mutmaßlichen Vorbild für Bram Stokers literarische Figur Dracula. Seit den Zeiten dieses für seine Grausamkeit berüchtigten walachischen Herrschers hat sich Bukarest im Laufe der Jahrhunderte zu einer europäischen Metropole entwickelt, die auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene den Mittelpunkt von Rumänien darstellt. Im Rahmen einer historischen Exkursion unter der Leitung von Professor Hans-Christian Maner konnten sich elf Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Zeitraum vom 30. September bis zum 6. Oktober 2018 persönlich von den unterschiedlichen Facetten der pulsierenden Millionenstadt, die auch als „Paris des Ostens“ bezeichnet wird, überzeugen. Durch Besuche rumänisch-orthodoxer, evangelischer, armenischer und jüdischer Einrichtungen sowie Gespräche mit Vertretern dieser verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen wurde ein Einblick in die religiöse und kulturelle Vielfalt Rumäniens gewährt. Wie in Bukarest Geschichtswissenschaft studiert und betrieben wird, konnten die Studierenden unter anderem an der Universität Bukarest, im Geschichtsinstitut Nicolae Iorga und im Securitate-Archiv CNSAS erfahren. Der letztgenannte Programmpunkt ermöglichte zudem Einsichten in Bezug auf die Zeit des Sozialismus, die das Land nach wie vor prägt. Durch eine Besichtigung des Parlamentspalastes, das flächenmäßig eines der größten Gebäude der Welt darstellt und für dessen Bau in den 1980er Jahren auf Anordnung Nicolae Ceaușescus das historisch bedeutende Uranus-Viertel nahezu vollständig zerstört wurde, machte die gigantomanischen Dimensionen deutlich, in welchen der von 1965 bis 1989 amtierende Diktator dachte. Am Abschluss der ereignisreichen Woche stand ein Besuch des Dorfmuseums, das einen Einblick in die Architektur und das Leben in den ländlichen Gebieten Rumäniens im Laufe der letzten Jahrhunderte ermöglichte.
Für die Unterstützung der Exkursion bedanken wir uns ganz herzlich bei PROMOS, dem Verein der Freunde der Universität Mainz e.V. und dem Verein der Freunde der Geschichtswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz e.V.
(Stefan Boß)